NÖAAB-Vortrag "Kindern Werte vermitteln"

Gibt es Werte in der Erziehung, die für ein gelingendes Leben allen vermittelt werden sollen? Wollen wir tyrannische Egoisten oder empathische/einfühlsame Idealisten?
Sind Toleranz, Rücksichtnahme, Einfühlungsvermögen, Gleichberechtigung, Gerechtigkeit, Gemeinschaft, Zusammenarbeit, Pünktlichkeit, Genauigkeit, Ordnung, Ehrlichkeit, Flexibilität, Hilfsbereitschaft, Höflichkeit, Fleiß, Geduld, Zuhören können, gewaltfreie Konfliktlösung, Verantwortungsübernahme, Kritikfähigkeit, Selbständigkeit, Lernbereitschaft, Kreativität, Umweltschutz, Spargesinnung, ... noch selbstverständlich, notwendig, vermittelbar oder angeboren?
Durch die Doppelbelastung zwischen beruflicher Situation und geänderten familiären Strukturen entstehen neue Herausforderungen in der Erziehung.
Für das große Familienglück gibt es kein Patentrezept, aber Werte, an denen sich eine zeitgemäße Erziehung orientieren kann.

Am 24.10.2013 lud deshalb die NÖAAB-Ortsgruppe Leobendorf unter Moderation von Obmann Franz Grafenauer zum Vortrag "Kindern Werte vermitteln" mit der Referentin Linda Syllaba.
Zahlreichen jungen Eltern und Interessierten machte jene kompetent und anschaulich Mut, durch ihre Vorbildwirkung mit richtigem Maß entwicklungsgemäß die anvertrauten Kinder zu fördern. Sie bezeichnete Gleichwürdigkeit, Integrität, Authentizität und Verantwortung als die tragfähigsten Säulen einer zeitgemäßen Erziehung und positiven Entwicklung von Kindern und Familien. Individualität und Selbstwertgefühl müssen trotz aller Unterschiede gefördert werden. Erziehung, Persönlichkeitsbildung und Talentefindung seien primär von der Familie eigenverantwortlich wahrzunehmen, statt sie an staatliche Institutionen abzuschieben. In unserer relativen Wohlstandsgesellschaft mit einer offensichtlich beschleunigten Lebens- und Arbeitswelt breiten sich wegen des Verlustes eines allgemein verbindlichen Wertekanons Verunsicherung, Orientierungslosigkeit und Sinnkrisen aus. Interessant ist, dass junge Menschen, die "Generation Internet", die individuelle Zukunft häufig optimistisch, die gesellschaftliche Zukunft aber unter dem Druck der Leistungsgesellschaft pessimistisch sehen. Kritisches Nachdenken wird übertönt durch die Vorgaben des Marktes. Die Realisierung des individuellen Nutzens und die Verzweckung von Freundschaftsbeziehungen stellen wesentliche Handlungsmotive dar. Die anonyme statistische Masse an Facebook-Bekanntschaften scheint der zentrale Imagefaktor der Jugendkultur unserer Zeit zu sein. Es ist aber die Ausgewogenheit zwischen Eigennutz und gemeinschaftsorientiertem Handeln, die dem Menschen Zufriedenheit und Glück bringt. Im Tragen von Verantwortung werden Werte für das Handeln als Orientierungsfunktion zur Selbstverpflichtung gelernt. Solche müssen gelebt werden, sonst verbreiten sie sich nicht. Für Kinder bedeute es oft größeren Druck, wenn von ihnen freie Entscheidungen verlangt werden, als ihnen einen Rahmen für ihr Verhalten vorzugeben. Medien und Werbung seien vielfach wesentlichere Sozialfaktoren geworden als Familie und peer group, die Gleichaltrigengruppe. Verführung und Emotionalisierung gelingen mehr durch Bilder als durch Textinhalte. Symbole werden verwendet, ohne deren Bedeutung zu kennen. Status entstehe durch Selbstinszenierung und Präsentation in Medien, durch Körper, Aussehen und Konsum. Egoismus, Lüge und Ellbogentechnik seien "gesellschaftsfähig" geworden, traditionell moralisierende Instanzen wir Kirche, Ideologien und Parteien verlieren im Wohlstandseuropa vorübergehend an Bedeutung, Castingshows werden wesentliche Trendsetter.
Terminstress, Ausbildungskonkurrenz, Talentefindungszwang und mediale Überflutung verunsichern viele Erziehungsberechtigte. Erschwert werden Wertevermittlung und Vorbildwirkung durch angeblich erhöhte Aggressionsbereitschaft, mangelndes Einfühlungsvermögen oder zu geringe Freiräume. Der rasche Wandel verunsichert, die Kindheit wird kürzer, Traditionen verschwinden. Statt sich an älteren Menschen zu orientieren, imitieren diese die Jugend. Trotzdem würden eine glückliche Beziehung und  Familie häufig als Lebensziele genannt. Abschließend erfolgte eine Diskussion über das Gehörte, anstehende Fragen wurden beantwortet und an den Tischen persönliche pädagogische Erfahrungen besprochen. Neben neuen Impulsen nahmen die begeisterten Zuhörerinnen Literaturtipps und NÖAAAB-Broschüren zu Familienthemen gerne mit nach Hause.